Art Cologne 2019 – New Positions
Pressetext - Matthias Kunz
Paul Hutchinsons photographisches Werk fällt spontan durch seine chromatische Intensität ins Auge. Vor dem Motiv steht vielleicht die Farbe, aber noch eher der Gestus des künstlerischen Augenmerks, das, was der Kamera bemerkenswert erscheint. Die Öffnung in die Demokratie des Blickes paart sich mit der Suche nach Momenten der Fragilität und Magie im Kontext zeitgenössischer Stadtkultur. Dieser scheinbar spontane Gestus folgt indes einem sorgsamen kompositorischen Blick. Hutchinson Bildern wohnt ein Wirklichkeitsdrang inne, der in einem sorgsamen Netzwerk von Referenzpunkten seine Hauptthemen setzt.
So wechseln Architekturaufnahmen mit Insignien von Jugendkultur, schreiben Blüten und Staubfäden ein Bild von schmerzhafter Vergänglichkeit des Moments, dessen Sentiment aber im gleichen Moment durch die skulpturale Apotheose eines Turnschuhs wieder aufgefangen wird. Dieser "Flow" spiegelt sich nicht zuletzt auch in Hutchinsons technischem Umgang mit der Photographie, im Wechsel zwischen low-res und high-end, zwischen großformatigen Tableaus und kleinen Inkunabeln.
Das Verhältnis von Individuum und Großstadtkultur, die Beobachtung unseres heutigen Seins, das sich vielfach durch Architektur und urbane Lebensräume prägt, versieht Paul Hutchinson mit einer ihm eigenen bildnerischen Viskosität. Die Reibungsenergie zwischen den Motiven seiner sorgsam arrangierten Bildwände, die Groß- und Kleinformate zu einer künstlerische Aussage verbinden, ist vergleichbar mit den Strophen eines Gedichts. Nicht umsonst nehmen eigene Texte und Wortkompositionen einen selbstverständlichen Raum im Werk Hutchinsons ein. Der Rhythmus zwischen Wort und Bild, Form und Farbe, Gegenstand und Gefühl kommt einem zeitgenössischen Lebensgefühl nahe, das in der künstlerischen Arbeit die Haltung zur Welt betont und die Rettung der Momente, die einen wundern und wagen lassen.
Hutchinson bringt in einer eindrücklichen Werkserie den sozialen Mobilitätsdrucks eines U-Bahnhofs so zum Stillstand, dass der Raum zur Begegnungsstätte wird und plötzlich die Energie eines königlichen Spiegelsaals entwickelt. Vielleicht ist es nicht zu weit gedacht, in diesen Bildern einen Aufruf der Selbstermächtigung zu lesen, einen Aufruf zur Teilnahme an Leben und Kunst, der durch genau die Kunst, Eindruck und künstlerisches Bild zu unterscheiden, einen sanften unaufhaltsamen Auftrieb erhält.
published for the art fair "Art Cologne 2019", Knust Kunz Gallery Editions, 2019
Art Cologne 2019 – New Positions
Pressetext - Matthias Kunz
Paul Hutchinsons photographisches Werk fällt spontan durch seine chromatische Intensität ins Auge. Vor dem Motiv steht vielleicht die Farbe, aber noch eher der Gestus des künstlerischen Augenmerks, das, was der Kamera bemerkenswert erscheint. Die Öffnung in die Demokratie des Blickes paart sich mit der Suche nach Momenten der Fragilität und Magie im Kontext zeitgenössischer Stadtkultur. Dieser scheinbar spontane Gestus folgt indes einem sorgsamen kompositorischen Blick. Hutchinson Bildern wohnt ein Wirklichkeitsdrang inne, der in einem sorgsamen Netzwerk von Referenzpunkten seine Hauptthemen setzt.
So wechseln Architekturaufnahmen mit Insignien von Jugendkultur, schreiben Blüten und Staubfäden ein Bild von schmerzhafter Vergänglichkeit des Moments, dessen Sentiment aber im gleichen Moment durch die skulpturale Apotheose eines Turnschuhs wieder aufgefangen wird. Dieser "Flow" spiegelt sich nicht zuletzt auch in Hutchinsons technischem Umgang mit der Photographie, im Wechsel zwischen low-res und high-end, zwischen großformatigen Tableaus und kleinen Inkunabeln.
Das Verhältnis von Individuum und Großstadtkultur, die Beobachtung unseres heutigen Seins, das sich vielfach durch Architektur und urbane Lebensräume prägt, versieht Paul Hutchinson mit einer ihm eigenen bildnerischen Viskosität. Die Reibungsenergie zwischen den Motiven seiner sorgsam arrangierten Bildwände, die Groß- und Kleinformate zu einer künstlerische Aussage verbinden, ist vergleichbar mit den Strophen eines Gedichts. Nicht umsonst nehmen eigene Texte und Wortkompositionen einen selbstverständlichen Raum im Werk Hutchinsons ein. Der Rhythmus zwischen Wort und Bild, Form und Farbe, Gegenstand und Gefühl kommt einem zeitgenössischen Lebensgefühl nahe, das in der künstlerischen Arbeit die Haltung zur Welt betont und die Rettung der Momente, die einen wundern und wagen lassen.
Hutchinson bringt in einer eindrücklichen Werkserie den sozialen Mobilitätsdrucks eines U-Bahnhofs so zum Stillstand, dass der Raum zur Begegnungsstätte wird und plötzlich die Energie eines königlichen Spiegelsaals entwickelt. Vielleicht ist es nicht zu weit gedacht, in diesen Bildern einen Aufruf der Selbstermächtigung zu lesen, einen Aufruf zur Teilnahme an Leben und Kunst, der durch genau die Kunst, Eindruck und künstlerisches Bild zu unterscheiden, einen sanften unaufhaltsamen Auftrieb erhält.
published for the art fair "Art Cologne 2019", Knust Kunz Gallery Editions, 2019